BERICHT: Dry The River, The Dope 08.04.2015 Molotow, Hamburg

BERICHT: Dry The River, The Dope 08.04.2015 Molotow, Hamburg

Generationenübergreifender Folkrock am Rande der Perfektion

Mittwochabend. Das Sams sagt Mitte der Woche, manche sagen Bergfest. Ich gehe gern auf Konzerte.

Noch schnell den Rückenbalast in die Wohnung geworfen, dann auf zum Molotow. Der Hamburger Club, einst ansässig am Spielbudenplatz, hat nach einigen Monaten Exil-Dasein ein neues Zuhause am anderen Ende der Reeperbahn gefunden. Ein kleines Trostpflaster für den Verlust erwachsener Sozial- und Kulturstruktur durch den Abriss der ESSO-Häuser. Scheiße ist das da trotzdem alles. Vor dem Eingang noch kurz Umarmungen verteilt, dann hinein. Die obligatorischen, für FKP-Scorpio typische Karte in der Hand, trete ich ein. Es entsteht Überraschung: Schon ganz schön voll hier. Das Publikum ist interessant breit gefächert, die jüngsten Gäste mögen knapp volljährig sein, die ältesten um die sechzig. Wie gut das zu der Band passt, wird sich erst später zeigen.

Nach wenigen Minuten betritt auch schon die Vorband die Bühne. THE DOPE sind bei sechs Konzerten auf der Tour von DRY THE RIVER mit dabei. Das Duo aus Berlin und München erzeugt einen guten Eindruck: Minimalistischer Aufbau, Schlagzeug und Gitarre/Gesang. Die Songs sind spannend arrangiert und bleiben über das gesamte Set abwechslungsreich. Die Spielweise ist angenehm progressiv, aber nicht sperrig. Stimmfarbe des Sängers und Gitarristen erinnern zwischendurch an PLACEBO und häufiger noch an DEATH CAB FOR CUTIE. Die Melodien sprechen mich immer wieder an. Zwischendrin springt noch ein dritter Mensch mit auf die Bühne, singt und unterstützt in perkussiven Parts. Diese Band hat Ausdruck und überzeugt.

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Nachdem sich THE DOPE mit einem kurzen Satz des Dankes verabschiedet haben, beginnt der Umbau für DRY THE RIVER. Die Band macht einen Linecheck, alles wirkt sehr professionell. Optisch gleicht die Band einem Hybrid aus 90er-Grungetypen und Indie-Folkrockern mit 70er-Einschlag. Oder anders: Richtig kurze Haare hat hier keiner. Die ersten Töne wecken mich auf: Was für ein guter Sound! Alles klingt sehr differenziert und warm. Die Pegel sind ausgewogen, jeder Ton hörbar und jedes Wort verständlich. Es ist fast zu glatt, die Kompressoren sind hörbar. Die ersten Songs des Sets sind verhalten und schön, das Publikum reagiert von Beginn an mit herzhaftem Applaus. Kaum als ich befürchte, dass die Band sich in den ruhigen dreistimmigen und verhallten Gesängen selbst den Weg hinaus versperrt, folgt der erste Ausbruch: Ein laute kraftvolle Bridge mit verzerrter Gitarre. Glücklicherweise bleibt er nicht der Einzige und in diesem Momenten erinnern DRY THE RIVER an die druckvollen Songs von MANCHESTER ORCHESTRA. Der Frontsänger wechselt immer mal wieder zwischen akustischer und E-Gitarre und ein Bandmitglied spielt mal Orgel, mal Violine. Auch die Performance der Band wirkt sehr professionell, hier steht keiner dem anderen im Weg. Glücklicherweise werden kaum Ansagen gemacht. Wenn doch, dann hört man leider wenig anderes als Phrasen oder misslungene Witze des Bassisten. Es überzeugen die Songs und das ist gut. Die Stimme des Sängers behält konstant ihre Farbe, das gesamte Konzert wird nahezu perfekt gesungen. Während ich mich immer mehr an die Songs gewöhne, fällt mir auf, dass das Publikum abseits vom starken Applaus verhalten bleibt: Kopfnicken ja, ein paar wippende Oberkörper, aber es tanzt hier niemand. Achja, FINDUS sagten es ja schon über Hamburg: „Dir fehlt die Wut.“ Trotzdessen fordert das Publikum eine Zugabe und bekommt eine Besonderheit: Bassist und die beiden Gitarristen von DRY THE RIVER stellen sich mitten in die Menge und spielen einen Song komplett akustisch. Intim und schön. Anschließend beenden DRY THE RIVER ihr Set mit einem gemeinsamen Song.

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Von Veröffentlicht am: 11.04.2015Zuletzt bearbeitet: 01.02.2019602 WörterLesedauer 3 MinAnsichten: 914Kategorien: KonzerteSchlagwörter: , , , , , , 0 Kommentare on BERICHT: Dry The River, The Dope 08.04.2015 Molotow, Hamburg
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Über den Autor: Marc Michael Mays

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