BERICHT: Deafheaven + Red Apollo / 22.10.2013, FZW Dortmund

BERICHT: Deafheaven + Red Apollo / 22.10.2013, FZW Dortmund

Über ein Jahr ist es mittlerweile her, dass wir Deafheaven als Support von Russian Circles zum ersten Mal gesehen haben. Damals noch relativ unbekannt, haben die Herren aus San Francisco mit ihrem Werk „Sunbather“ ihren Bekanntheitsgrad in der letzten Zeit deutlich steigern können – und das zu recht. Dementsprechend machten wir uns voller Vorfreude auf den Weg nach Dortmund ins FZW. Auf der Hinfahrt zeigt die Deutsche Bahn wieder einmal ihr ganzes Können wir erreichen 40 Minuten verspätet das FZW in Dortmund, in dem parallel zum Konzert auch das Champions League-Spiel der Borussia übertragen wird. Trotzdem ist der kleine Raum des FZW sehr gut gefüllt, scheinbar gibt es auch an einem Fußballabend genug Leute, die etwas für gute Musik übrig haben. Über mangelndes Interesse können sich die Bands heute somit nicht beklagen.

Von der Vorband Red Apollo können wir leider – durch die angesprochenen Bahnprobleme – nur noch die zweite Hälfte des Auftritts bewundern. Allerdings wird wieder deutlich, dass die Band sich im düsteren Hardcore-Post-Metal-Mix vor niemandem verstecken muss. Im Gegenteil. Von Konzert zu Konzert ist eine positive Entwicklung erkennbar. Egal ob bei schnelleren Abschnitten oder Sludgeparts mit gedrosseltem Tempo. Die Handgriffe sitzen. Auch vom Sound her gibt es nichts zu beklagen. Der Soundmann im FZW leistet hier gute Arbeit. Der Sänger ist ebenfalls gut zu hören und hat auch weiter an seinem Gesang gearbeitet. Die Stimme versagt ihm kein einziges Mal und fügt sich gut in das Gesamtbild ein. Obwohl es heute bereits der dritte Auftritt von Red Apollo in diesem Jahr ist, den wir besuchen, wird die Band einfach nicht langweilig. Die Dortmunder ernten zu Recht viel Applaus und schaffen es, die Besucher gut auf den Hauptact einzustimmen.

Nach einer recht langen Umbaupause beginnt endlich das Intro und nach und nach begeben sich die Mitglieder von Deafheaven auf die Bühne. Die ganze Aktion zieht sich ebenfalls etwas in die Länge, aber es sei der Band gegönnt, denn eine Sache bestätigt sich im Anschluss wieder. Die Musik ist wirklich innovativ und etwas völlig anderes. Von der Songauswahl her, liegt der Fokus natürlich auf dem neuen Album. Trotzdem findet mit „Unrequited“ auch ein Song des Vorgängeralbums „Roads to Judah“ einen Weg in die Setlist. Der Hype ist dabei durchaus verdient: Der Mix aus Post-Rock, Black-Metal und wahrscheinlich noch drölf anderen Genres fesselt ab der ersten Minute. Die Gitarristen schaffen es zwischen schnelle Metalabschnitte immer wieder gefühlvolle Melodien zu platzieren. Mal wird man durch die Musik zum Headbangen angeregt, dann wieder zum Träumen. Pausen zwischen den einzelnen Songs oder großen Kontakt zum Publikum sucht man vergebens, wobei das auch nicht zur Band passen würde. Alles ist kühl, distanziert, ein stückweit agressiv. Darüber hinaus gibt es keinen Schnickschnack auf der Bühne, keine Videos oder besondere Lichteffekte. Auch die Bandmitglieder agieren eher statisch auf der Bühne. Die Ausnahme davon ist der Sänger, der auf seine eigene Art und Weise schon eine kleine Show abzieht: Komplett in schwarz gekleidet (inklusive schwarzer Handschuhe, dachte, das gäbe es seit den 80ern und Depeche Mode nicht mehr) findet er Gefallen in verschiedenen Posen zu verweilen, mitsingende Menschen mit seinen schwarzen Handschuhen über das Gesicht zu streicheln oder mit seinem Finger zu schießen. Dabei guckt er so böse, dass man meinen könnte, ihm würde das Singen Qualen bereiten. Grund dafür vielleicht: Leider ist der Gesang viel zu leise. Insbesondere zu Beginn ist er kaum zu hören. Im Verlaufe des Konzertes verbessert sich die Situation zumindest in Teilen des Raumes. Während weiter hinten die Stimme nun deutlich besser zur Geltung kommt, ist direkt vor der Bühne weiterhin nichts zu hören. Schade, denn der Gesang trägt einen Großteil zur Einzigartigkeit der Band bei, die aber trotzdem Applaus von allen Seiten erntet. Bei der Frage, ob der Auftritt besser ist als der letztjährige, konnte keine Einigkeit erzielt werden. Fakt ist aber, dass auch weitere Deafheaven Touren besucht werden. Gerne auch wieder mit Red Apollo als Vorband.

Abschließend noch eine kurze Aussage zum Heimweg. Der verläuft noch schlimmer als der Hinweg. Dank eines Gewitters und damit verbundenen Oberleitungsschäden sind wir gezwungen mehrere Stunden in Wanne Eickel und Essen am jeweiligen Bahnhof auszuharren. Ein angenehmer Heimweg sieht anders aus.

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Von Veröffentlicht am: 25.10.2013Zuletzt bearbeitet: 02.12.2018732 WörterLesedauer 3,8 MinAnsichten: 862Kategorien: KonzerteSchlagwörter: , , , , , , 1 Kommentar on BERICHT: Deafheaven + Red Apollo / 22.10.2013, FZW Dortmund
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Über den Autor: Robin Aust

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