Kapitel 7
Kapitel 7 ist der Name des Singer/Songwriter Projekts von Gavin von Darl aus Köln, dass er 2011 nach der Auflösung seiner Band ,Hunger for Distance´ ins Leben gerufen hat. Er singt auf deutsch, was mir persönlich sehr gefällt und seine Texte bieten viel Platz zum interpretieren und regen den Hörer zum nachdenken an. Nach der Rezension seiner ersten EP ,,Nachrichten aus dem Funkloch“ und vor seinem Auftritt am 29.04.2012 im Waldmeister in Solingen, haben wir uns in Düsseldorf für ein Interview getroffen.
Kapitel 7: Als ich 14 oder 15 war, habe ich mir einen Bass schenken lassen und habe dann nach kurzer Zeit festgestellt, dass alleine Bassspielen das Langweiligste ist, was es auf der Welt gibt. Dann habe ich nach der Trennung von meiner ersten Freundin – wann auch sonst – angefangen Gitarre zu spielen. Ich habe mir also eine eigene Gitarre besorgt und schnell festgestellt, dass man sich damit ganz gut begleiten kann. Das war schon der ganze Zauber.
Kapitel 7: Nein, ich habe mir alles selbst beigebracht. Nach und nach ging es immer besser.
Kapitel 7: Ich hab mir am Anfang eigentlich alles angeeignet, was man so gebrauchen kann. Ich hatte am Anfang keinen Verstärker, weswegen ich meinen Bass über ein Mischpult an den PC angeschlossen habe. Mit der Zeit habe ich mir am Computer das Meiste beigebracht, auch verschiedenes Aufnahmetechnikwirrwarr. Irgendwann kam noch ein Schlagzeug dazu, dass ich mir gekauft habe und mein Zimmer sah ganz schlimm aus. Es war sehr klein und stand voll mit Instrumenten. So hatte ich aber die Möglichkeit, alles auszuprobieren und die Technik zu verstehen. Heute habe ich dadurch die Möglichkeit komplett alleine Musik zu machen und die Aufnahmen so zu gestalten, wie ich es mir vorstelle.
Kapitel 7: Ich habe erst in der Band Hunger for Distance Gitarre gespielt und gesungen. Wir haben so eine Art ,,Mädchenpop“ gemacht, mussten uns aber wegen meinem Umzug nach Köln auflösen, weil die Distanz einfach zu groß war und ich das Gefühl bekam ein totes Pferd zu reiten. So kamen wir dann zu dem Schluss, dass es keinen Sinn mehr hat, so weiterzumachen. Ich habe aber nie aufgehört Songs zu schreiben und hatte die ganze Zeit im Hinterkopf, dass ich mal ein Akustikkonzert gespielt hatte. Ich war überrascht und auch begeistert davon, wie gut es funktioniert hat und habe mich dann im letzten Sommer ein paar Wochen eingesperrt und einige Songs aufgenommen. Ich wollte die Metamorphose zwischen Literatur und Lärm treffen, also eine Mischung aus meiner Punkrockjugend und dem Gefühl, das man hat, wenn man durch Schnee läuft, dieses Knirschen. Ich habe es noch nicht geschafft genau dahin zu kommen, wo ich hin will, aber ich komme immer näher an diesen Punkt.
Kapitel 7: Falco natürlich. (lacht) Früher habe ich sehr viel Muff Potter gehört – das war einfach meine Band. Punkrock hat mich auch in meiner Jugend durchweg begleitet. Mit 13, 14 bin ich beispielsweise mit einem Terrorgrupperucksack durch die Gegend gelaufen, haha! Heutzutage gehört die Platte Neon Golden von The Notwist definitiv zu der besten Musik, die ich kenne. Jeder, der die Platte nicht kennt, sollte sie sich auf jeden Fall anhören!
Kapitel 7: Na auf jeden Fall! Ich schreibe nicht wirklich phasenweise, sondern eigentlich eher kontinuierlich. Meine Texte bestehen aus zusammengesetzten Fragmenten, irgendwelche Scherbenteppiche, die ich hinterher zusammenfüge. Ich schreibe auch nicht nur Songtexte, sondern ich habe auch schon ein Theaterstück geschrieben, irgendwelche Prosatexte und habe sogar mal mit einem Drehbuch angefangen, dass ich natürlich nie beendet habe. Ich sammle Sätze, bis ich voll bin, wie ein Schwamm, aus dem langsam Wasser raustropft und wenn alles gut läuft, dann wird aus diesen Tropfen ein Lied.
Kapitel 7: Das kann ich eigentlich gar nicht so klar beantworten. Ich denke schon, dass ich einfach alles in meinen Texten verarbeite. Ich kann mich beispielsweise morgens nie an meine Träume erinnern, glaube aber, dass meine Lieder eine Möglichkeit sind, meine Träume auszudrücken, ohne, dass es so schmalzig ist, wie es sich jetzt vielleicht anhört.Ich glaube, dass meine Texte für mich so sind, wie für andere Leute Situationen, die man tagsüber erlebt hat und abends aufschreibt. Ich möchte mich natürlich gar nicht davon distanzieren, dass ich Dinge, die mich belasten, in meinen Texten verarbeite – aber ich schreibe eben einfach alles auf, was mir durch den Kopf geht, auch wenn es lustige Sachen sind – ich frage mich oft hinterher beim Lesen meines Notizbuches, was ich mir selber damit sagen wollte.
Kapitel 7: Ich habe mich letzten Sommer ein paar Wochen eingeschlossen, in dieser Zeit aber auch mit anderen Musikern zusammengearbeitet, deswegen sind auf der EP auch viele Gastbeiträge. Rafael spielt auf der EP zum Beispiel ein bisschen Gitarre und singt hier und da. Alles in allem war es ein ziemlich fließender Prozess. Der älteste Song auf der EP ist „Zukunft“, „Mainz Hauptbahnhof“ dagegen ist ein Song, der erst während der Aufnahme entstanden ist. Das am Ende fünf Songs dabei rausgekommen ist, war eigentlich aber auch genau so gewollt.
Kapitel 7: Das ist eine sehr schwierige Frage! Aber ich muss sagen, dass „Wie Karen und Hank“ mein Lieblingssong auf der EP ist. Es ist ein Song, den ich tatsächlich als Verarbeitung geschrieben habe – und das gar nicht mal so sehr eigener Erlebnisse, sondern als Anlehnung an die Serie „Californication“. Alle Kritiker und auch der Klappentext auf der DVD betiteln die Serie, als die männliche Antwort auf „Sex and the City“, aber ich habe die Serie ganz anders verstanden. Für mich ist die Geschichte sehr traurig und aufreibend – die beiden können nicht mit, aber auch nicht ohne einander – das kann ich sehr gut nachempfinden. Der gesprochene Part am Ende bezieht sich übrigens sehr wohl auf meine persönlichen Erfahrungen – wenn ich den Song jedoch an drei verschiedenen Abenden vortrage, erzähle ich auch mit Sicherheit drei verschiedene Geschichten.
Kapitel 7: Nein bis jetzt noch nicht, aber wenn sich die Gelegenheit bietet, wäre ich sofort dabei!
Kapitel 7: Da gibts, wie in einer Finanzplanung in einem Betrieb, drei Möglichkeiten. Der Worstcase ist, dass ich gar keine Musik mehr mache und meine Gitarre mit einem Nagel durch den Hals an die Wand hänge und einen langweiligen Job bei, na sagen wir mal, Hugo Boss anfange. Der Midcase wäre, dass ich immer noch ab und zu Musik mache und hier und da auftrete und ein paar Songs aufnehme. Der Bestcase wäre, dass ich das Gefühl habe, dass es Leute gibt, die meine Musik dauerhaft hören wollen und sich etwas aus meiner Musik holen können.
Kapitel 7: Ich hatte meine Songs zum kostenlosen Download zur Verfügung gestellt, weil ich zum Einen eine niedrigschwellige Möglickeit bieten wollte, an meine Stücke ranzukommen, weil ich ja auch noch ziemlich frisch dabei bin und zum Anderen bisher noch keine große Nachfrage an CDs da war. Da sich da inzwischen aber einiges getan hat werde ich in den nächsten Wochen, bevor ich mit einer zweiten EP oder einem Album anfange, eine ,,EP-Zusammenstellung“ zusammenbasteln, um auch auf Konzerten meinen Hörern etwas mitgeben zu können.
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bin sehr begeistert !
schöner Bericht !
weiter so :)