Interview mit N

Interview mit N

Während seiner gemeinsamen Tour im März mit Aidan Baker besuchte N auch das schöne Wuppertal zu einem Konzertabend in der Galerie Grölle, direkt am Wupper-Ufer gelegen. Wir trafen N dort zu einem Interview.


Etwas müde von der anstrengenden Tour, aber absolut in Plauderlaune, gab er uns bereitwillig Auskunft zu seinem Werdegang als Musiker, seinen kommenden Veröffentlichungen und seinen Plänen zur Erlangung der musikalischen Weltherrschaft.

PiN: Die erste Frage betrifft deine musikalische Sozialisation. Also was hast du als Teenie gehört, wie hast du dich musikalisch gesehen weiter entwickelt und wie bist du zu der Musik gekommen, in deren Umfeld du dich heute bewegst?

Um die Frage zu beantworten, muß ich natürlich darauf bestehen, daß sämtliche möglichen anderen Zeugen den Raum verlassen. (Anm.: Anwesend waren Andreas Brinke von [B O L T] und Aidan Baker). Als ich auf der Schule war, waren meine ersten Lieblingsbands Sweet und Slade. Und danach kam sofort Status Quo. Aber Status Quo war dann die richtige Lieblingsband. Da bin ich auch das erste Mal auf Konzerte gegangen.

PiN: Und wie hat sich das weiter entwickelt?

Erstmal ging das mit diesen ganzen Rockgeschichten so weiter. Das war halt das, was es so gab. Und dann kam Punkrock. Das war schon Ende der 70er. Direkt so mit den ersten Punk-Singles, die man interessanterweise auch bei Hertie kaufen konnte. Und nach Punk dann New Wave. Und das war dann auch die Zeit, in der ich auch selber angefangen habe, mit irgendwelchen Leuten zusammen Musik zu machen. Das war dann natürlich irgendwie so was wie Wave, Postpunk und diese Geschichten.

PiN: Letztendlich hat dich also Punk zur Musik gebracht?

So ein bißchen Gitarre lernen hab ich schon eher angefangen, weil ich so spielen können wollte wie Status Quo. Nach dem ersten Kapitel von dem Gitarrenlernbuch konnte ich das dann aber auch. Insofern hab ich das zweite und dritte Kapitel auch gar nicht mehr gemacht. Aber die ersten Bands die waren dann alle so Postpunk, Wave und später dann Dark Wave und solche Geschichten.

PiN: Und wie kam dann von da aus die Entwicklung zur Experimentalmusik?

Mich hatte Sound schon immer interessiert, wie etwas klingt, was man so machen kann. Ich hatte dann auch relativ früh mir mal ein Effektgerät gekauft. Allerdings alles nicht so auf dem Level, wie man das jetzt so kriegt, oder wie man das so später kriegen konnte. Bei Dark Wave und solchen Sachen, da geht ja auch atmosphärisch schon Einiges und das ist ja nicht nur irgendwelches Gitarrengeschredder, sondern da soll ja auch was drumrum sein. Das hab ich später dann auch schon mit der Gitarre gemacht mit den Mitteln, wie es damals halt ging. Ich hab mir dann auch relativ frühzeitig ein Delay – also ein Echogerät – für die Gitarre gekauft und da ging das natürlich gleich alles viel besser. Ich hab diesen Punkt eigentlich immer weiter ausgearbeitet, so daß ich bei den verschiedenen Bands, in denen ich gespielt habe, auch viel solche atmosphärischen Sachen zusätzlich gemacht habe. Wobei mir aber am besten immer die Bands gefallen haben, bei denen wir nur so zu dritt waren. Also sehr basic: Gitarre, Bass, Schlagzeug. Bumm feddich aus.

PiN: Also Bands, in die du dich mehr selbst einbringen konntest und dich weniger dem Bandsound unterordnen mußtest?

Ja so was auch. Wenn du zwei Gitarren in der Band hast, da muß man sich halt arrangieren. Ist ja auch richtig, klar. Aber es ist halt auch manchmal ein bißchen schwieriger, sich da passend zu arrangieren. Mir hat es immer am besten gefallen, wenn ich der einzige Gitarrist war, weil dann geht das auch alles mit den Harmonien, mit der Entwicklung der Stücke irgendwie intuitiver, weil sich Bass und Gitarre auch bei dissonanteren Sachen gut treffen können. Während das, sobald du drei Instrumente hast, also zwei Gitarren und Bass oder wie wir das auch mal hatten Keyboard, Gitarre und Bass, da wird das Ganze dann schon etwas komplizierter, intuitiv miteinander zu spielen, wenn man das nicht gerade studiert oder gelernt hat.

PiN: Ich hab dich ja als Gitarrist von [MULTER] kennengelernt. Wie hast du die beiden anderen Jungs Mal und Gärdy kennengelernt, wie seid ihr an euren Sound gekommen?

Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich mit solcher Musik auch schon beschäftigt und ich hatte gerade eine ganze Zeit lang schon keine Band, weil auch unser Proberaum weg war und irgendwie war ich da auch gerade … wie soll man sagen … nicht wieder in der Stimmung für eine Band. Viele von diesen Bands waren halt immer so: Du machst ein Programm, du willst zwei Auftritte machen, du machst die auch;. aber dann steigt der Bassist aus. Dann suchst du dir einen neuen Bassisten, machst wieder ein Programm, suchst dir wieder ein paar Auftritte und dann steigt der Schlagzeuger aus usw. und so fort. Das ist immer äußerst zäh gewesen damals. Außerdem waren die Auftrittsmöglichkeiten irgendwie auch nicht so da. Man hatte nicht so das Equipment und lalalalala, der ganze Mist. Jedenfalls hatte ich ne ganze zeitlang keine Band, und hab dann immer mal für verschiedene Leute Aushilfsgitarrist gespielt. Die hatten ne Band, in der gerade der Gitarrist fehlte, und die mich dann so gefragt haben: „Hast du nicht Lust, mal einzuspringen?“ Das hab ich dann auch gemacht. Bei der einen Band war das so, da war gerade der Gitarrist weg, und die hatten auch einen Keyboarder, den Gärdy (Anm.: Thomas Geiter), mit dem ich dann später [MULTER] gemacht habe. Ich hab dann halt eine Aufnahme bekommen mit der Bitte, zu gucken, ob ich das spielen kann. Aber der Sound von dem Gitarristen, der ausgestiegen war, und dem Keyboard, die waren so ineinander verwoben, daß ich überhaupt keine Ahnung hatte, was da jetzt gespielt wurde. Dann hab ich dem Keyboarder halt gesagt: „Pass mal auf, wir treffen uns einfach ein paar mal und du spielst das, was du da so spielst und dann find ich auch schneller raus, was ich zu spielen hab.“ Wir haben uns dann auch getroffen, weil die ins Studio wollten. Aber zwischendurch zur Entspannung haben wir beide dann mal einfach so geguckt, was geht. Und daraus ist dann [MULTER] entstanden. Wir haben sofort gemerkt, daß das gut klappt. Ein anderer Freund kannte wieder noch einen anderen Freund, der halt ein Aufnahmegerät hatte. Das war dann der Mal (Anm.: Mal Hoeschen), der dann dazu gekommen ist und den wir gefragt haben, ob er Lust dazu hat. Wir haben dann – das war 97, ist ja schon was her – also wir haben dann mal zwei Tage hintereinander so ne Session gemacht, zu dritt, haben alles aufgenommen. Überhaupt nicht so, wie man das heute macht mit irgendwelchen Computern, sondern mit drei verschiedenen Aufnahmegeräten, die wir dann nachträglich wieder zusammengemischt haben. Aber aus diesen Sachen sind dann tatsächlich unsere erste LP und so ne Kassettenveröffentlichung gekommen. So ist das eigentlich angefangen. Seitdem hab ich auch nicht mehr – in Anführungszeichen – „normalen“ Bands gespielt, sondern nur solche Musik gemacht.

PiN: Diesen Sound, den du zu [MULTER] beigetragen hast, den hast du dann solo weiter verfeinert.

Ja, das kam eigentlich auch durch Zufall. Das ist eigentlich so entstanden, daß ich im Proberaum vor mich hingespielt hab, und ohne, daß ich das wusste, hatte das der Mal, der zufällig auch im Proberaum war, aufgenommen. Wir haben uns das dann angehört und er meinte, daß er gar nicht wüßte, was er da noch dazu machen müßte oder könnte oder sollte und da hab ich ihm Recht gegeben. Ich hab da einfach so gespielt. Nicht wie bei [MULTER], da ist das ja sehr strukturiert. Bei [MULTER] ist es ja wichtiger, an der richtigen Stelle Freiräume zu lassen, als daß man jetzt die ganze Zeit irgendwas spielt. Und da hatte ich das halt nicht gemacht. Und mit dieser Aufnahme sozusagen im Hintergrund hab ich dann gedacht: Guck doch mal, ob du tragfähig komplett etwas zusammen kriegst, was so klingt. Das hab ich dann auch gemacht. Von der ersten bewußten Aufnahmesession, weiß ich nicht mehr, was ich da gespielt hab. Ich weiß noch, daß es mir nicht gefallen hat und daß ich es gelöscht habe. Bei der Zweiten sind dann aber die Stücke rausgekommen, die nachher auch auf dem Bergen Album gelandet sind.

PiN: Was dann ja auch auf Genesungswerk, dem Label von Mal erschienen ist.

Ja genau, das hat dann zwar noch ein wenig gedauert aus verschiedensten Gründen, zwischen Aufnahme und tatsächlicher Veröffentlichung, aber das ist dann da letztlich herausgekommen. Was da auch noch gut war, daß Thomas Köner dann damals das Mastering für mich gemacht hat. Thomas Köner wollte damals ein bißchen Gitarre lernen und dann haben wir uns immer getroffen und ich hab ihm ein bißchen Gitarre beigebracht. Und er hat für mich das Mastering da gemacht. Und das, denke ich, war auch gut.

PiN: Neben deinen Sologeschichten bist du an vielen Kollaborationen beteiligt, mit [B O L T], Dirk Serries usw.

Ich hab ja dann relativ viele Sachen aufgenommen, als das dann so langsam losging. Bzw. eigentlich muss man sagen, erst gings ja gar nicht so richtig los. Die Bergen wurde veröffentlicht und dann ist eigentlich erstmal nix passiert. Später habe ich Dirk Serries kennengelernt und wir haben dann am selben Abend, an dem wir uns kennengelernt haben, überlegt, ob wir nicht irgendwie was zusammen machen und dann meinte er: „Joah, ich kann ja noch ein Stück von dir remixen.“ Ich habe ihm dann ein Stück von der Bergen geschickt und er hat das dann geremixt. Auch da hat es dann noch Ewigkeiten gedauert, bis dann die Platte mit verschiedenen Remixen letztlich herausgekommen ist. Eigentlich richtig losgegangen ist das dann 2009. 2009 habe ich dann die Leute von Droehnhaus und Denovali kennengelernt. Da sind gleichzeitig vier Platten herausgekommen. Eine auf Genesungswerk, eine auf Ex Ovo, dem Label von Mirko Uhlig (Anm.: von Aalfang mit Pferdekopf, auf dieser Platte auch Kollaborationspartner von N) und Tobias Fischer (Anm.: von Feu Follet), eine auf Droehnhaus und eine auf Denovali. Das war eigentlich auch der Startpunkt, an dem ich angefangen habe, richtig verstärkt live zu spielen. Vorher hab ich nur äußerst sporadisch solo live gespielt, was auch ein bißchen am Equipment lag. Wenn du alleine spielst, mußt du ja auch alles alleine machen … zweifellos… und ich hatte ja schon damals für mich festgelegt, daß ich live keine Backing Tapes oder so was habe und daß das alles auch tatsächlich live sein muß. Das hat sich aber dann erst 2009 so zusammengefügt, daß das auch vernünftig losgehen konnte. Daraufhin kamen natürlich sofort die Ideen, solche Kollaborationsgeschichten weiter zu machen. Und ich hab ja dann irgendwann die Bolts kennengelernt, also den Andy und den Thomas (Anm.: [B O L T]: Andreas Brinke, Thomas Rosen), die ja mit zwei Bassgitarren im Grunde genau das Gleiche machen wie ich. Nee, natürlich nicht genau das Gleiche, aber experimentelle Geschichten, die man sonst nicht von Bassgitarren her kennt. Wir haben dann mal ein bißchen gequatscht und haben dann gesagt: „Laß uns doch mal was probieren.“ Das war auch ein bißchen noch mit unterstützt durch das Midira Label, was es dann mittlerweile auch gab. Dann haben wir uns getroffen und das war relativ stresslos und wir hatten sofort eigentlich was fertig. Das Schöne an der Kollaboration ist halt, daß sich die eigentlich nicht wie N anhört und die hört sich auch nicht wie [B O L T] an, sondern die hört sich wirklich wie eine eigene Band an. Und wir haben das seitdem weitergemacht und haben letztes Jahr unser zweites Album rausgebracht als Doppel-LP. Die Erste war ziemlich düster noisig und experimentell und die Neue, die spannt den Bogen da weiter von düster-noisig-doomig über experimentell-ätherisch bis hin zu fast jazzig. Das klingt jetzt, wenn man das sagt, vermutlich eher dämlich, aber wenn man das Album hört, paßt das alles. Und wir haben jetzt schon die nächsten Aufnahmen fertig für ne 7″ und für die nächste LP. Das ist alles schon fertig. Die nächste LP wird dann die Richtung wieder noch ein bißchen anders legen. Da werden wir ziemlich düster, ziemlich kaputt klingen und ziemlich brachial.

PiN: Das ist jetzt eine Kollaboration, bei der ihr euch zusammen trefft, etwas gemeinsam entwickelt und gemeinsam aufnehmt. Gibt es auch noch andere Arten von Kollaborationen, also zum Beispiel ein Austausch der Spuren per Mail?

Ja, es gibt noch zwei andere Arten von Kollaborationen, die ich mache. Die eine ist die mit Jim Campbell, das ist das Duo Tape Measure Kid. Wir proben NIE. Schlicht NIE. Auch nicht vor Auftritten und auch nicht wenn wir irgendwas für ne Veröffentlichung aufnehmen wollen, sondern wir spielen dann einfach los. Er spielt ja eigentlich kein Instrument, sondern macht so Tape Bending mit so manipulierten 4-Spur-Geräten. Und er bearbeitet auch noch meine Gitarre in Realzeit mit seinen Geräten. Da sind so ganz viele Kabel …

PiN: …und Filzstifte…

und Filzstifte, genau. Das muß man gesehen haben, daß man das versteht das mit den Filzstiften. (Anm.: Jim benutzt dicke Filzstifte quasi als Verlängerung, um besser an diverse Schalter zu kommen.) Das ist eine Sache die also sehr live ist und sehr direkt und ohne Absprachen funktioniert. Und das andere ist das, was du gerade andeutest, also solche Email-Kollaborationen. Das hab ich auch schon ein paar Mal gemacht. Also zum Beispiel mit Tzesne zusammen aus Spanien. Oder auch mit Mirko Uhlig zusammen, der ist zwar nicht in Spanien, aber da haben wir das trotzdem so gemacht. Wir schicken dann die Sachen einfach hin und her und gucken mal, was dann da passiert. Da machen wir das dann aber meistens so, daß einer die Verantwortung für den Endmix erstmal übernimmt und dann dem anderen das schickt. Ich hab mich zB. mit Tzesne ein einziges Mal bisher im Leben getroffen. Das war in etwa Ende 2000 oder so. Seitdem hab ich den nicht mehr gesehen. Wir haben nur Email-Kontakt, aber sind jetzt gerade am dritten Album.

PiN: Gibt es noch weitere Pläne für Veröffentlichungen?

Es sind so viele Sachen in Arbeit. Ich hab eigentlich zwei Soloplatten fertig. Ich hab eine Kollaboration mit Simulacra aus Belgien fertig. Ich hab eine Kollaboration mit Jan Klare am Bariton-Saxophon mit Effekten drauf fertig. Ich hab die nächsten beiden N plus [B O L T]…die hab nicht ich fertig, die haben wir fertig. Eigentlich haben wir sogar noch eine mehr fertig. Das haben wir glaub ich dem Label noch gar nicht gesagt. Wir müssen ihm das noch schonend beibringen. Dann bin ich da dran, die nächste Kollaboration mit Tzesne zu machen, also die dritte Platte mit Tzesne. Dann habe ich mit Mirko Uhlig ne Doppel-LP fertig. Da hängt es im Moment. Ich hoffe die beiden beteiligten Labels lesen das und: Bitte, liebe beteiligte Labels, bitte einigt euch, damit die jetzt endlich kommen kann! Dann hab ich ne Kollaboration mit signalsundertests in Arbeit. Das ist Ricky Graham aus Irland, der aber im Moment in den USA lebt. Der hat mir Sachen geschickt. Da muß ich jetzt endlich… ja Ricky, I’m gonna do that…da muß ich jetzt endlich ran. Dann ist ne Kollaboration mit Aun aus Kanada geplant. Die haben mir auch schon mal was geschickt. Und nicht zuletzt war ich ja jetzt gerade 9 Tage unterwegs mit Aidan. Auch fertig ist die Platte oder die Veröffentlichung der Wedding Music, die Aidan, Dirk Serries und ich für die Hochzeit von Cosima Clemmensen und Dimitrios Kaitsis vom Midira Label improvisiert hatten. Das ist auch fertig. Und wir hatten natürlich, Aidan und ich, beim Fahren genug Zeit darüber nachzudenken, was man noch so machen könnte.

PiN: Du und Aidan, ihr spielt heute auch zusammen?

Ja, mal gucken, (Anm.: N wendet sich zu Aidan) If we are awake enough, we can probably play together a piece today, but at the moment we are both so sleepy. Ach so, [MULTER] ist ja auch wieder am Start. Wir haben schon drei Konzerte wieder gegeben. Wir geben noch ein Konzert im Oktober. Das steht auch schon fest. Und dort arbeiten wir jetzt auch, nachdem Gärdy wieder an Bord ist, also es ist wieder die Originalbesetzung sozusagen, arbeiten wir an den bisher liegen gebliebenen drei Platten. Insofern gibt es eigentlich keinen Grund, daß noch irgendeiner sonst Musik macht, weil soviel Musik jetzt schon von mir und ähnlichen Leuten rauskommt. (Anm.: lacht) Das war jetzt fast schon unverschämt.

PiN: Du hast jetzt noch etwas Neues gemacht, ein Remix Album.

Ja, das war fürs Attenuation Circuit Label, das ist ja Emerge, der in Augsburg sitzt und dort sein kleines Label hat und auch dort Experimentalmusik verbreitet. Wir sind dort auch mal runtergefahren und haben ein Konzert gespielt und der Sascha – so heißt der in echt – der hatte mich dann auch mal gefragt, ob ich nicht auch an so einem Remix Teil mitmachen will. Ich hab dann erstmal ja gesagt. Wobei Remix heißt bei mir immer, ich mach das nicht am Computer oder an irgendeinem Mischpult, sondern ich mach das über meine Gitarrenanlage. Also das heißt, ich nehm das Original, was es zu remixen gilt, und das pack ich auf ein Abspielgerät und das Abspielgerät schließe ich an meine Gitarreneffekte an und die gehen über die Verstärker und dann nehme ich das wieder auf. Über Echo oder Loopings kann ich dann auch verschiedene Teile daraus einzeln benutzen.

PiN: Also der umgekehrte Weg, wie das üblicherweise gemacht wird, wo man die Instrumente alle virtualisiert und du machst das genau anders herum?

Genau. In diesem Fall war das so ne Soundbibliothek, die konnte man sich herunterladen. Das war nach Instrumenten unterteilt, Das waren einzelne Motive von Instrumenten, Man konnte damit machen, was man wollte.

PiN: Das Material war von Mystified?

Ja, Thomas Park von Mystified. Der hatte dieses Mystified Remixprojekt vorbereitet. Es war eine immense Bibliothek an Sounds. Ich hab mir die dann alle angehört und die rausgesucht, die mir am besten gefallen haben. Ich hatte mir von vorne herein gesagt, daß ich das wieder so mache, wie ich das sonst auch immer mache. daß ich gar nicht erst anfange, da aus einzelnen Spuren irgend etwas zusammen zu bauen. Sondern ich hab einfach tatsächlich die Spuren genommen und hab die dann gefiltert und mit den Geräten bearbeitet und so weiter und so fort und ein bißchen Lautstärken bearbeitet. Das ist also schon sehr minimalistisch.

PiN: Themenwechsel, sozusagen von der Praxis in die Theorie. Viele in der experimentellen Musik haben eine Art ideologischen Überbau, um das mal so zu nennen oder ein generelles Konzept. Gibt es so etwas auch bei dir?

Ich würde das jetzt mal nicht ideologischen Überbau nennen, aber es gibt so ne Art Konzept. Das verbindet ein bißchen Musik und Orte und die Ästhetik der Cover.

PiN: Was sich in den Titeln der Soloalben und auch einiger Kollaborationen äußert.

Genau. Ich hab also also mehr oder weniger, ohne es zu wollen, nach der zweiten Platte, nach der Bergen – das war zwar mein Debutalbum, aber die erste Platte, die tatsächlich rausgekommen ist, ist ja die 7″ (Anm.: Karnap) zusammen mit dem Mal – feststellen müssen, daß beide nach Orten heißen. Und ich hab mich gefragt: Habe ich das eigentlich bewußt gemacht oder wie ist das so gekommen? Und ich habe dann festgestellt, daß das eigentlich für mich irgendwo – ohne daß ich das jetzt wirklich richtig begründen kann, ich hab das eher so empfunden – daß es für mich Sinn macht. Gucken, ob es einen Ort gibt, der mich zu einer bestimmten Musik inspiriert. Oder andersrum: Wenn ich ne Musik gemacht habe, die Suche nach dem Ort, der dazu gehört. ZB bei der Trischen. Da hatte ich zuerst die Musik. Ich wußte aber, das muß was mit Meer zu tun haben, weil die wie so ne düstere Brandung klingt die ganze Platte, bzw. am Ende dann wie so auf- und ablaufendes Wasser auf dem Strand. Und ich hab dann schließlich gesagt: Okay, wo ist das? Und hab mir dann Seekarten geliehen, und bin die dann abgegangen sozusagen, um zu gucken, wo es Klick macht und dann hat es bei Trischen halt Klick gemacht.

PiN: Es kann aber auch sein, daß du irgendwo bist, auch zufällig, im Urlaub oder auf Tour und dann denkst du: Toller Ort hier, sehr inspirierend, jetzt mach ich da Musik zu?

Ja, das war bei Gager der Fall. Bei der Gager hatte ich den Namen und ich hatte die Fotos vom Cover, bevor ich die Musik hatte. Ich war da durch Zufall und hab mir da die Landschaft angeguckt und hab festgestellt: Jo, auf jeden Fall gibt’s da ne Musik zu.

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Von Veröffentlicht am: 31.03.2016Zuletzt bearbeitet: 02.12.20183522 WörterLesedauer 17,6 MinAnsichten: 930Kategorien: InterviewsSchlagwörter: , , , , , , , , , 0 Kommentare on Interview mit N
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Über den Autor: Sibylle Bölling

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