Im Interview mit Swutscher

Im Interview mit Swutscher

Selbstredend beschreibt die Band Swutscher sich kurz und knapp mit den Worten, Pub-Rock. Ein brennendes Haus, was von irrsinnigen Gestalten umzingelt scheint, zierte das Frontcover ihres 2018 erschienenen Albums Wilde deutsche Prärie.

Vier Jahre später sehen wir nun Sascha Utech, Velvet Bein, Mike Krumhorn, Sebastian Genzik und Martin Herberg in Husum am Deich, dessen Hintergrund das ausgebrannte Nordsee-Hotel zeigt, um für das Artwork ihres am 25.02.2022 veröffentlichten zweiten Longplayers Swutscher zu posieren.

Grund genug für uns, um im Rahmen eines Interviews eine Handvoll Fragen per Flaschenpost nach Hamburg zu schicken.

Wie geht es euch allen gerade in einer Welt, die aktuell nicht nur von negativen Dingen wie Corona, Chaos, Inflation, Klimaproblemen bestimmt wird und nun zusätzlich durch einen weiteren unnötigen Krieg immer mehr in Richtung Abgrund driftet? Hatten die Isolation und Lockdowns größeren negativen Einfluss auf die Band, oder Privatleben?

Natürlich nehmen uns die Krisen in der Welt sehr mit. Gerade der kürzlich begonnene Krieg ist eine Abscheulichkeit, die an uns persönlich rüttelte. In dem Wissen was in der Ukraine passiert, konnten wir unser Albumrelease nicht so wirklich feiern und alles war mit einem dunklen Schatten behaftet. Was uns bleibt ist weiterzumachen, so gut es geht zu helfen und mit unserer Musik Abwechslung in die Dunkelheit der Welt zu bringen. Bezüglich Corona hatten wir auch zu kämpfen. Die 2020 erschiene „Senf„-EP konnte nicht wirklich Reichweite gewinnen und die anschließende Tour musste ausfallen. Das war ziemlich hart. Denn wir als Musiker nähren uns von Konzerten und dass das für 2 Jahre wegfallen musste, war schwer für uns. Schön, dass wir nun endlich bald wieder auf Tour fahren können!

Ohne euren näheren Background zu kennen, wart ihrer vor der Gründung von Swutscher schon in anderen Bands oder Projekten involviert? Alleine die breite Instrumentierung diverser Lieder bringt mich zu der Annahme, dass der ein oder andere von euch vielleicht sogar eine klassische Ausbildung an einer Gitarre, Bass oder Tasteninstrument genießen durfte. Zudem fällt auf, viele eher Rockmusik untypische Elemente aus den Bereichen Jazz, Schlager oder auch fernöstlicher traditioneller Liedkultur finden Verwendung innerhalb des Bandkontextes.

Alle in der Band hatten und haben Nebenprojekte und musikalische Vorbildungen. Der ein oder andere durfte eine klassische Ausbildung genießen, andere haben ihr Instrument autodidaktisch erlernt. Diese Diversität an Musikern mit unterschiedlicher Professionen macht den Swutscher-Sound so variabel.

Riskiert man ein Ohr in Richtung der ersten Bandveröffentlichung Wahnwitz von 2016 gibt es zu resümieren, dass Gesang wie das spielerische Gerüst deutlich voluminöser daherkommen, da es dort viel akustischer mit Anleihen aus Psychedelic-Folk und Jangle-Pop zur Sache geht. Da wo für mein Empfinden einst Velvet Underground und Kiwi-Pop die grobe Richtung vorgaben, klotzt euer aktuelles Album viel mehr mit Rock`n`Roll-Passagen und gibt dem Chanson mehr Raum sich zu entfalten. Ein ganz normaler logischer Schritt?

Die erste EP Wahnwitz bestand aus Songs die Sascha einst als Einmann-Band geschrieben hatte. Logischerweise waren die Songs aufgrund dessen mehr textfokussiert und musikalisch einfacher gestrickt. Das neue Album ist eher ein Produkt aus langen Jams, die Songs entstanden im Proberaum. Der Wandel zu rockigeren Fassaden ist somit logisch.

Plant ihr in nächster Zeit eure Platte live auf Deutschlands Bühnen, oder auch international zu promoten? Klar weißt du aktuell nie, wann und wo welches Konzert dann doch noch abgesagt wird, aber Planung ist ja irgendwie, irgendwann, irgendwo die halbe Miete?

Oh ja! Wir freuen uns schon sehr im April und Mai dieses Jahres wieder auf Tour zu sein. Wir sind in vielen Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf der Bühne zu sehen. Ist lange her als wir das letzte Mal auf Achse waren, deswegen ist die Vorfreude groß!

Spekulationen gibt es viele, aber welcher tiefer schürfenden Idee liegt euer Bandname zu Grunde? 

Der Bandname kommt von Saschas Oma. „Swutscher“ bedeutet auf Plattdeutsch „liederlich lebender Mensch“. Das passt gut zu uns. Wir sind schon alle eher Menschen, die gerne mal aufn Swutsch gehen.

Grundsätzliche Ansatzpunkte eurer Texte scheinen ja Themen wie Vernunft, körperliche und geistige Erlebnisse zu sein und ein Song wie Ü30 spricht ja auch eine mehr als deutliche Sprache. Seit ihr alle am texten beteiligt, oder liegen die Hoffnungen auf lyrische Geschichten einzig und allein beim Sänger?

Die Texte kommen größtenteils von Sascha. Sascha schreibt meist alleine zuhause und die Band arbeitet an der Musik. Bei gemeinsamen Proben wird beides dann zusammengeschustert.

Hamburgs Musikszene hat ja auch eine lange Tradition die stark im Punkrock verwurzelt liegt. Ich denke da zum Beispiel an den sogenannten Hamburg-Sound, … But Alive, Oma Hans, Kettcar, Tocotronic, Fotos oder auch Die Goldenen Zitronen. Seit ihr auf Bandebene, oder auch privat mit Bandmitgliedern verknüpft, hegt lange Freundschaften oder arbeitet eventuell an gemeinsamen Projekten? Jan Müller von Tocotronic verfasste ja eine zum Beispiel auf eurer Bandcamp-Seite nachzulesende Beschreibung seiner Sicht der Dinge in Bezug auf Swutcher.

Man lernt hier und da immer wieder Musiker:innen kennen, die auf unsere Musik stehen. Durch die vielen Konzerte und langen Touren konnte man schon viele Bekanntschaften schließen. Es ist immer schön zu hören, wenn Musiker:innen gestandener Bands, wie zum Beispiel Jan Müller von Tocotronic, deine Musik hören und feiern. Jan Müller zum Beispiel hat uns bei einem Supportgig für „The Specials“ in der Max-Schmeling-Halle in Berlin das erste mal gesehen und war anscheinend so begeistert, dass er Sascha in seinem Podcast eingeladen hatte. Im Folge dessen hat Jan dann sogar unseren Pressetext fürs neue Album geschrieben.

Da ihr ja euer Album in Eigenregie produziert habt, stellt sich die für heute letzte Frage meinerseits. Geht ihr neben eurer Tätigkeit in Swutcher geregelten Jobs nach, arbeitet in Musik nahen Bereichen wie Tonstudios oder Plattenfirmen, oder wohnt ihr in Hamburgs Kleingartenanlagen, baut euer eigenes Gemüse an und geht einem normalen Familienleben nach?

Alle aus der Band haben Jobs abseits der Band, der ein oder andere pflegt auch bestimmt sein Gemüsegarten hinter dem Haus. Musizieren ist dann doch größtenteils ein guter Ausgleich zum alltäglichen Wahnsinn. Wir alle haben ein Leben außerhalb der Band. Swutscher ist jedoch der schönste Ausgleich den man haben kann.

Euren abschließenden Worten kann ich nur zustimmen und bedanke mich hiermit bei allen Bandmitgliedern für die Stellungnahme zu meinem kleinen Fragenkatalog. Viel Glück für hoffentlich baldige Promotion eures neuen Albums auf den Bühnen der Welt und bleibt gesund!

Vielen Danke an alle Musiker von Swutscher, die gemeinschaftlich die Interviewfragen beantworteten.

Titelbild: Swutscher | Raststätte A1

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Von Veröffentlicht am: 25.03.2022Zuletzt bearbeitet: 25.03.20221110 WörterLesedauer 5,6 MinAnsichten: 748Kategorien: Interviews0 Kommentare on Im Interview mit Swutscher
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Über den Autor: Nico Pfueller

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