Zirkus, Kirmes, Theater und Konzert: Deichkind am 29.02.2020 in der Kölner Lanxess-Arena
Beinahe 15000 Menschen strömten am 29.02.2020 in die Kölner Lanxess-Arena. Dorthin wo sonst Pop-Größen wie Alicia Keys oder Madonna zum Konzert einladen, tausende Jecken die fünfte Jahreszeit feiern und die Kölner Haie auf dem Eis kämpfen. Und an diesem grauen, verregneten Samstag nun auch Deichkind. Nahezu ausverkauft (zumindest fühlte es sich so an) war das Konzert des Hamburger HipHop-Elektro-Kollektivs.
VJ Wasted aus Hamburg war für das Aufwärmen zuständig. Ein Videojockey der alte Musikvideos auf einer absurd großen Leinwand zeigte und den ein oder anderen Hit präsentierte. Die Antwoord, Grossstadtgeflüster, KRS-One fallen mir spontan noch ein und das letzte Lied Yves Montands Version zu Bella Ciao, das Lied der italienischen Partisan*innen, welches seinen Ursprung bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wiederfindet. Bella Ciao also als Übergang zur Kirmes Spektakulum.
Wer nun mit einem furiosen Start rechnete, muss zunächst noch etwas Kunst über sich ergehen lassen. Das fällt vielen schwer.
Kommentare wie „Ihh, ein Penis.“ oder „Der ist ja nackt.“ hört man um sich herum, während Lars Eidinger in blaue Farbe getaucht, an den Füßen zusammengebunden durch die Luft schwebt und sich kunstvoll über eine ein großes Tuch räkelt.
Sekunden nach dieser Videotanzaufführung ziert dieses Tuch das Bühnenbild von Deichkind und es wirkt. Was gerade noch sinnlich war, verändert sich nun zu einem elektronischem Theater, bei dem der Fokus weit mehr auf der Choreographie und dem Bühnenbild als auf der Musik liegt. Dennoch funktionieren beide Elemente am Besten zusammen. Ordnung versus Chaos. Schattenspiele, wandernde Stelen, leuchtende Tetraeder-Hüte. Das alles ist Deichkind 2020. Eine Veranstaltung mit mehreren Ebenen und zwei Akten. Der erste Akt, der das neue Album behandelt und der zweite Akt, der mehr nach Party aussieht und das auch ist. Ein überdimensionales Bierfass in dem ein Teil der Musiker steht und rappt und einer der obendrauf sitzt und eine „Kein Bier für Nazis“ Fahne schwenkt. Ein zweiter Akt, der ältere Hits wie Bon Voyage, Remmidemmi (mit Karaoke Mitsingfunktion), Arbeit nervt und viele weitere abdeckt.
Am Ende der 2,5 Stunden Show war wohl für jede und jeden etwas dabei und alle hatten sicherlich auch irgendwas zu kritisieren. So war, so ist und so bleibt es bei Großveranstaltungen.
Titelbild: Deichkind | (c) Paul Schall
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