BERICHT: Kings Of Convenience am 23.03.2022 in der Osnabrückhalle
Wir leben momentan in einer richtigen scheiß Zeit. Krieg, Pandemie, Inflation, gesellschaftliche Spaltung – umso wichtiger scheinen genau jetzt Kunst und Kultur. Dessen sind sich auch die Kings Of Convenience bewusst und bereiteten den Osnabrücker Konzertbesucher:innen einen wunderbaren Abend, der so manche Schwermut vergessen ließ.
Vermutlich war dieser Abend anders geplant. Mit deutlicher Vorlaufzeit wurden die Kings Of Convenience für Ende März 2022 in Osnabrück angekündigt. Mit einem bestuhlten Kongress-Saal, einer immer noch geltenden FFP2-Maskenpflicht für Innenräume und 3G-Auflagen hat dabei wohl kaum einer gerechnet. Die Realität sah jedoch anders aus und dämpfte die Vorfreude auf das Konzert spürbar.
Trotz guter Organisation und zügiger Zertifikatskontrolle am Einlass, sorgte der sterile Charme der Osnabrückhalle nicht gerade für Konzertatmosphäre. Im Umlaufbereich des Europasaals verzichtete man gar auf musikalische Untermalung und mit Masken verhüllte Gesichter luden auch nicht zum Plaudern ein. Am Sitzplatz angekommen durfte man seine Maske lüften und zu Bob Marley-Klängen seine erworbenen Getränke verzehren. Die Bühne des Saals verzichtete auf jegliche Deko und präsentierte lediglich vier Gitarren und ein Korg-Kinder-Piano. Spannung und Skepsis wuchsen, wie soll man hier einen stimmungsvollen Konzertabend erleben?
Das erste Konzert mit Krawatte
Um 20:10 Uhr betraten Eirik Glambek Bøe und Erlend Øye die Bühne. Höflich wie die beiden nun mal sind, entschuldigten sie sich zunächst für ihre zehnminütige Verspätung. Eirik musste erst noch seine Krawatte binden und er hat noch nie ein Konzert mit Krawatte gespielt, aber tonight’s the night.
Bereits nach den ersten beiden Songs (Comb My Hair, Rocky Trail) ist klar, über welch einen grandiosen Sound der Europa-Saal in der Osnabrückhalle verfügt. Der Klang ist für ein Livekonzert unfassbar gut und die beiden Musiker versäumten auch nicht dies mehrfach zu erwähnen. Inhaltlich lag der Fokus natürlich auf den Tracks der aktuellen Platte Peace Or Love. Dabei kristallisierte sich Rocky Trail als moderner Klassiker heraus, welcher seinen festen Platz bei kommenden Kings Of Convenience-Konzerten innehaben dürfte.
Das Publikum spiegelte die Höflichkeit der Band zurück und glänzte durch aufmerksames Zuhören und respektvollem Applaus zum Song-Finish. Mit Ende des Peace Or Love-Blocks, welcher tatsächlich aus sieben Tracks und somit fast dem gesamten Album bestand, legten die beiden Musiker jedoch irgendwie einen Schalter um und das Publikum seine vornehme Zurückhaltung ab. Erlend Øye begab sich in den Animateurmodus und sorgte dafür, dass kaum noch einer auf seinem Platz saß. Zu Mrs. Cold forderte er zum rhythmischen Schnipsen auf, steigerte sich zum Mitsing-Part von Boat Behind und eröffnete zu Misread den Dancefloor vorm Bühnenbereich. Willkommen zurück Live-Konzerte. Zum großen Finale mit I’d Rather Dance With You und einem Cover von It’s my Party and I cry if I want to war der vordere Bühnenbereich schließlich mit so vielen feierwütigen Konzertgänger:innen geflutet, das Ministerpräsident Stephan Weil Schnappatmung bekommen hätte. Es wurde gehüpft, gesprungen, gefeiert.
Ein tolles Konzert, welches einen für zwei Stunden diese Scheiß Zeit vergessen ließ. Mit Verlassen der Halle wurde man jedoch schnell wieder von der Realität eingeholt, denn die Bürgersteige um die Veranstaltungshalle waren geflutet mit Botschaften der Initiative für bezahlbaren Wohnraum.
Anmerkung: Auf Bitte der Künstler durften wir an diesem Abend leider keine Bildaufnahmen von dem Konzert machen.
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Kings Of Convenience – Peace Or Love (white LP) (18.06.2021)27,90 €
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Kings Of Convenience – Peace Or Love (LP) (18.06.2021)26,99 €
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