BERICHT: Frank Turner – von Novemberblues keine Spur in Wiesbaden
340 km Autobahn bei herrlichem Herbstwetter am 17.11.2018. Das Ziel – der Schlachthof Wiesbaden – um eines der letzten Europakonzerte von Frank Turner auf seiner Be More Kind-Worldtour zu sehen.
Die Vorfreude war riesig, auf Wiesbaden, den Schlachthof und den Gentleman of Punkrock mit seinen Sleepingsouls. Pünktlich vor Ort eröffneten Xylaroo den Abend. Ein Folkduo das auf eine ganz warme und intime Art das Publikum in den Saal zog.
Gegen 20.00 Uhr startete der 2. Act des Abends, Pup. Die 4 Jungs aus Toronto steigern die musikalische Geschwindigkeit und Intensität, es gibt Punkrock auf die Ohren. Der Laden ist voll und man spürt die wachsende Vorfreude.
Gegen 21.00 Uhr ist es dann endlich soweit, der Maestro und seine Sleepingsouls betreten die Bühne.
Mit 1933 von seinem aktuellen Be More Kind – Album bringt er das Publikum auf anhieb in Wallung. Schnell wird klar, der rockt das Ding. Nach seinem Statement: „Das ist eine verdammte Punkshow“, kapiert es auch der letzte Gast im Saal. Wer das Album Be More Kind auf seiner Playlist hat, kann daran garnicht so recht glauben. Ich schließe mich da mal ein. Allerdings merkt man es verdammt schnell, das ist eine verdammte Punkshow, yeah.
Eine gute Mischung aus alten und neuen Titeln, schnellen und langsamen Stücken.
Bei “Get Better“ gibt es den ersten, intensiven Kontakt zum Publikum. Das bei diesem Song in Ekstase gerät. Und das soll die darauffolgenden 2 Stunden auch so bleiben, Be More Kind ist Programm. Das Publikum ist sein Chor, so klar und sicher aus hunderten von Kehlen werden alle Titel mitgesungen.
Auch nach 2276 Bühnenshows ist Frank Turner kein Stück überheblich oder gar arrogant. Absolut sympathisch gibt er seinen Deutschkenntnisse zum Besten. Ein Hörprobe dazu gibt es auf YouTube, “Kleine Schritte“. Der Titel wurde aus dem Englischen “Little Changes“ von seinem Freund Ingo Donot übersetzt. Frank Turner erwärmte damit die Herzen seiner Zuhörer.
Be More Kind zelebriert er nahezu allein auf der Bühne, nur mit dem Licht eines Scheinwerfers und seiner Akustikgitarre. Was Frank Turner ausmacht, er sucht die Nähe zum Publikum. Er spielt Balladen wie “Cowboy Chords“, “Song for Josh“ und “The Ballad of Me and My Friends“, umrahmt von Geschichten die er erzählt und immer im Zusammenspiel mit seinen Fans. Bei letzterem Titel hallt der Refrain aus hunderten Kehlen.
Tanzen und surfen mit weißem Hemd und Krawatte.
Im Circle Pit geht nicht mehr Nähe und Frank ist mittendrin. Er ist für mich das Paradebeispiel das Schubladendenken ein Relikt aus vergangenen Tagen ist. Seine Eltern meinten früher Punkrock wäre nur eine Phase in seinem Leben, aus der er eines Tages herauswachsen würde. Und dann sein Statement zu seinem Wiesbadenauftritt: „Am Anfang hab ich gesagt, dass ich mir wünsche, dass das heute eine Punkshow wird. Und was soll ich sagen? Das ist eine verdammte Punkshow!“
Turner wäre wohl nicht Turner wenn er sich nicht vehement einen „fucking circle pit“ gewünscht hätte. Und zur Krönung toppt er das Ganze mit einem Stage Dive. Im Circle Pit angekommen bittet Frank zum Tanz und lässt sich weitersingend von der Crowd zur Bühne tragen. Es folgen 4 Zugaben (“Don,t Worry“, “I Still Believe“, “Four Simple Words“ und “Polaroid Picture“) zum krönenden Abschluss eines großartigen Abends. Zum Finale stehen alle Akteure des Abends gemeinsam auf der Bühne. Was für eine Persönlichkeit, was für ein bodenständiger Mensch. Frank Turner und seine Sleepingsouls bleiben in angenehmer Erinnerung und bekommen einen Top 3 Platz meiner Konzerte in 2018.
Frank Turner | (c) Stephan Lindner @ hcpix.com
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