BERICHT: Beak> im Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln 04.12.2018
Das Trio Beak> aus Bristol ist derzeit mit ihrem dritten Album „>>>“ auf Tour. Der erste ihrer drei Termine in Deutschland fand im Kölner Club Bahnhof Ehrenfeld statt. Eröffnet wurde der Abend von dem Amsterdamer Duo Spill Gold.
Spill Gold? Zuvor nie gehört. Offenbar auch mal zu viert unterwegs, bisher gibt es eine EP (2017) und das in diesem Jahr erschienene selbstbetitelte Album zu hören. In Köln lieferten sie ein etwa halbstündiges Set. Die Duo-Formation besteht aus einer Sängerin mit E-Gitarre und Synthesizer und einem Multiinstrumentalisten. Dieser bediente gleichzeitig ein spartanisches Drum-Set, diverse Synthesizer und einen Laptop. Mit dieser überschaubaren Ausstattung gelang es den beiden, das Publikum in einen Sog aus mechanischen Rhythmen, den drückenden Bässen des MS-10-Synthesizers und fuzzigen E-Gitarren-Linien zu ziehen.
Dazwischen immer wieder tanzbare Momente aus repetitiven Pattern und Breakbeats, darüber stets der emotionale und hall-gebadete Gesang der Sängerin.
Insgesamt ein düster-atmosphärisches Klangbild mit experimentellen Einschüben aus LFO-Modulationen und Feedback-Oszillationen – definitiv ein abwechslungsreicher, spannender und auf jeden Fall passender Auftakt für das nach kurzer Umbaupause folgende Konzert von Beak>.
Über Beak> wissen wir mehr, gerne wird hier auf Geoff Barrows Portishead-Vergangenheit verwiesen.
Doch lassen wir das, zumal die Band sich in so manchen Facebook-Posts gewissermaßen genervt zeigt von solchen Referenzen und Aufhängern. Daher gleich zu dem, was die Musik wirklich ausmacht: ihr Sound. Dieser setzt sich zusammen aus Drums, Bass und Synths bzw. E-Gitarre. Der Gesang stammt im Wechsel entweder aus der Kehle des Drummers Geoff Barrow oder von Bassist Billy Fuller. Die Produktion der drei bisher erschienenen Alben ist gekennzeichnet durch das strenge Dogma, das in nur einem Raum live und ohne Overdubs aufgenommen wird. Mit diesem Prozess sind Fehler und Unschärfen nicht nur erlaubt, sondern offenbar auch erwünscht, etwa um sich von einem vielleicht als langweilig empfundenen glattpolierten und überproduzierten Sound abzuheben. Dieser produktionsästhetische Ansatz hat einen gewissen Vintage-Vibe, der auch durch die Verwendung von alten Instrumenten unterstützt wird. Das Resultat: ein organischer Sound und ein dynamisches Zusammenspiel. Doch wie wirkt das auf der Bühne?
Inklusive Zugaben spielten Beak> eine gute Stunde und gingen dabei quer durch ihr Repertoire der drei Studioalben.
Die Musik ist schwer einzuordnen; oftmals erinnert sie, etwa mit den jazzig-verschleppten Drumbeats oder einer unkonventionell gespielten E-Gitarre, an Vertreter des sogenannten Krautrock, in manchen Momenten denkt man bei dem Bass-getragenen Sound und dem intensiven Gebrauch von Delay-Effekten (insbesondere auf der Stimme) eher an Dub. Die leicht verstimmten Synthesizer wiederum erinnern an prototypische Annäherungen von Elektronik und Rock bzw. Beat, wie sie etwa in den späten 1960er Jahren bei Silver Apples oder bei so manchen Space-Disco-Projekten der 1970er Jahre zu finden sind. Wie dem auch sei, die Stücke wurden überzeugend dargeboten. Offenbar hatte Will Young, der seit 2016 die E-Gitarre und Synths spielt, bei den letzten Konzerten ein paar Probleme mit einzelnen Stücken, was auf der Bühne zwischen den Songs immer wieder humorvoll thematisiert wurde. Generell war die Kommunikation insbesondere zwischen Barrow und Fuller sehr unterhaltsam und locker; mal wurde ein Gast im Publikum für sein Gähnen gerügt, dann wurde sich über den Brexit ausgetauscht (Fuller hat offenbar noch die Hoffnung, dass sich das Unheil abwenden lässt; Barrow hingegen nicht), später die beruhigende Wirkung der Musik von Muse umschwärmt. Eine große Show wurde daraus nicht gemacht, um die Gunst des Publikums musste man nicht werben; vielmehr verdeutlichte sich, dass die Herren auf der Bühne schon ein paar Jährchen Erfahrung im Business haben, was vielleicht wiederum in manchen Momenten etwas abgeklärt wirkte. Nichtsdestotrotz: eine Band endlich live zu sehen, deren Alben man seit mehreren Jahren rauf und runter hört, ist etwas Besonderes. Und so war es auch bei Beak> im Club Bahnhof Ehrenfeld in Köln.
Titelbild: Beak> | (c) Paul Konrad Kaspar
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