Sonntagskolumne: Austria mit Krixi, Kraxi und die Kroxn

Sonntagskolumne: Austria mit Krixi, Kraxi und die Kroxn

Weil Wien ein Taschenmesser ist und kaum etwas mehr nerven soll als Deutsche, die Tschick und Sackerl sagen, wird Wien wohl niemals totberlinert, hurra! Auf hundert Jahre Eigenbluttherapie und noch mehr Bands, die weltberühmt in Deutschland werden.


Wir gucken österreichisches RTL, da ist alles ein bisschen besonders, das R wird ganz anders gesprochen. Manchmal kommt Werbung mit normalem BRD-o-Ton, dann neu eingesprochene, die auch in Deutschland läuft und dann so heimatspezifische für Gösserbier oder Versicherungen. Immer mittel- bis vollgebirgig mit viel Holz und eher Voll- als Dreitagebärte. Die Nähe zu Italien wird deutlich, weil eine Werbung für Thunfisch aus der Dose wirbt. Jemand checkt beim Wandern seinen Kontostand. Warte also auf ein wenig FPÖ-Nähe, weil ist ja RTL und so. Gibt aber im ersten Werbeblock nix, oder sind Berge und Bärte schon völkisch vereinnahmt? Bald läuft jedenfalls Twister, wo irgendwann erst die Flucht durch ein ungesund über die Strasse fliegendes Haus stattfindet, dann an einer wirbelnden Kuh vorbei.

Österreich und so ein bisschen vor allem Wien ist Sehnsuchtsort geworden für Fans deutschsprachiger Musik mit Verstand, weil da Sprache scheinbar anders, eventuell traditioneller gehandhabt wird und man mit einem öffentlich-rechtlichen Radiosender mit Anspruch halt doch sinnige Bandförderung betreiben kann. Österreich aber auch wie auch immer neutral und näher an Italia als an Finnland, Balkantraditionen und -Pop tun ihr übriges. Das Austria auch rechtskonservativ-katastrophal und schmissig-burschig ist, scheint Bedingung für kreative Opposition, nunja. Wer eine BRD ohne Agenda 2010 erahnen möchte, kann ja mal dort in die Zeitungen schauen oder gleich in die Sozialgesetzgebung, jedenfalls von aussen betrachtet: Willy’s SPD und so, bloss mit dickem Druck von weit rechts. Der Aussenminister sieht aus wie der American Psycho von Brett Easton Ellis und mag Machtpolitik.

Lieblingsbands aus Austria zu finden und zu benennen ist schwer, aber doch machbar, fangen wir also an mit Krixi Kraxi und die Kroxn aus, nunja: Wien, die vom Nino aus ebenda mitformiert wurden und wohl bloss Sackerlfantasien waren, aber mit HALLO einen Klassiker geschaffen haben, der vom schönen Miteinander des Feiern und sich einweisen lassen erzählt und den gemeinsamen Zeiten, die man trotzdem zusammen erleben darf, wenn man nicht alleine bleiben will.

Der Song schliesst mit Schlachtrufchoralen von Give Peace a Chance, endet allerdings abrupt bei „all we are saying“.

Über Ja, Panik wurde hier bereits genug gefeiert, deswegen bloss der Hinweis, dass die schon länger in Berlin tätig sind, weil Wien ein Taschenmesser ist. Sympathisch die Youtubemomente, wo Werbung für The Taste and the money gemacht wird.

Kreisky auch gut.

Weil Wien ein Taschenmesser ist und kaum etwas mehr nerven soll als Deutsche, die Tschick und Sackerl sagen, wird Wien wohl niemals totberlinert, hurra! Auf hundert Jahre Eigenbluttherapie und noch mehr Bands, die weltberühmt in Deutschland werden.

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Von Veröffentlicht am: 25.06.2017Zuletzt bearbeitet: 16.09.2017472 WörterLesedauer 2,4 MinAnsichten: 922Kategorien: KolumneSchlagwörter: , 0 Kommentare on Sonntagskolumne: Austria mit Krixi, Kraxi und die Kroxn
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Über den Autor: Felix Henningsen

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