Zinnschauer Studiodoku: Teil 1 – In Euphorie (und Kopfzerbrechen) oder: Das Entstehen eines Debuts

Zinnschauer Studiodoku: Teil 1 – In Euphorie (und Kopfzerbrechen) oder: Das Entstehen eines Debuts

Und alles nur,
weil man den weißen Abdruck sieht,
wenn man den Schrank verschiebt.

Matula – Tapete

Studiodoku01

Ich will mich nicht beschweren. Trotzdem kann das manchmal ganz schön zerfressen, das Hadern mit den Erwartungshaltungen. Wer will jetzt was von wem? Und wer was von uns?
Wir wollen ein gutes Album machen und dabei dem eigenen Anspruch die Außenseite seiner Hülle streicheln. Was es heißt, ein Album zu produzieren, ist uns zwar ungefähr klar und auch bekannt, aber diesmal im Detail sehr konkret schleierhaft. Viele haben es schon berichtet, die Phrasen sagen es uns: Es ist immer wieder etwas Anderes.

Ausdruck soll es haben, nicht zu harmlos klingen und beim Hören im Gesamten interessant bleiben. Das Spektakel bleibt der Anspruch der Zeit, in dessen Gesellschaft wir uns gefangen finden und gleichzeitig ganz wohl zu fühlen scheinen. Was wir wollen ist ein Prozess. Das Album soll in sich ein neues Ganzes sein, gleichwohl eine Fortsetzung von sich und den wachsenden Armen. Wie genau das ausgeht? Wir wissen es nicht. Wie brutal darf das sein? Wie sperrig? Versuchen wir es, wird schon. Sind wir eigentlich moralisch? Oder ist das was erzählt wird ein Einzelfall und nicht übertragbar?

Studiodoku02

Ende Mai letzten Jahres erschien „Ich bin deine wachsenden Arme“ als 12″ Split mit THE HIRSCH EFFEKT. Seit dem hat sich sehr viel getan und verändert. Wir haben schöne Konzerte gespielt, viele Menschen kennengelernt und detailliertes, ehrliches Feedback bekommen. Der Kreis derer, denen das Projekt etwas bedeutet hat sich vergrößert. Das neue Album wird also schon gehört werden, da können wir uns glücklicherweise sicher sein. Es ist der erste eigene Langspieler, eine Spielzeit von mehr als 30 Minuten. Das ist viel. Und auch eine Herausforderung.

„Jaja, wir machen einfach was wir wollen, scheiß doch drauf was andere denken“ – Zugegeben: Das klappt nicht. Wie das ankommt, was man tut, kann einen doch nicht kalt lassen. Trotzdem versuchen wir uns davon frei zu machen und das zu tun, was der Geschichte gut tut. Den Wunsch im Hinterkopf, dass es langfristig Menschen interessiert und berührt, dass die Musik in den Ohren bleibt und der Text in den Herzen, schlagen wir Saiten an, richten Mikrofone aus, schreiben Worte auf und streichen sie wieder. Wir diskutieren bis in die Nacht und starren auf den Bildschirm mit dem Aufnahmeprogramm, wir drücken hundertausendmal auf die linke Maustaste und ein paar Mal auf die Rechte. Das Essen vergessen wir meistens. Manchmal ist das Bier aus, manchmal der Kaffee. Dann müssen wir auch mal einkaufen gehen.

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„Hunger. Stille“ heißt das, was hier entsteht. Es ist ein bisschen dialektische Liebes- und Trennungserzählung. Es ist eine harmonische Gute-Nacht-Geschichte, die gleichzeitig von einem vielköpfigen Monstrum gestört wird, was sich den schwarzen Himmel gefräßig in alle Münder stopft und trotzdem keine Chance hat die Schönheit des Lebens ernsthaft zu stören. Es ist ein tickendes Buch, in jede Seite ist eine Uhr eingelassen. Es ist Rotz und Wasser, es ist Gold und Rost, endlich ist doch jede Zeit.

Dein Halt war erbrochenes Glas.
Wort für Wort,
Ein Zitat.
Zu uns gesprochen,
Aber nicht für uns gedacht.

Studiodoku04

Fürs Protokoll:
Alle Mikrofone sind aufgebaut, die erste Gitarrenspur ist komplett eingespielt, inkusive aller Dopplungen. Der Klang ist warm.

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Von |Veröffentlicht am: 08.08.2014|Zuletzt bearbeitet: 01.02.2019|551 Wörter|Lesedauer 3 Min|Ansichten: 815|Kategorien: Artikel|Schlagwörter: , , , , , |0 Kommentare on Zinnschauer Studiodoku: Teil 1 – In Euphorie (und Kopfzerbrechen) oder: Das Entstehen eines Debuts|

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Über den Autor: Marc Michael Mays

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